Tour 5: Juden-Christen in Hamburg

Jerusalem in Hamburg – die Jüdisch-christliche Bewegung im 20. Jahrhundert

Die Irisch-Presbyterianische Jerusalemkirche hatte ursprünglich Pastor James Craig 1845 nach Hamburg ausgesandt, um jüdische Auswanderer materiell und geistlich zu unterstützen. Im 20. Jahrhundert prägte der ungarische Jude Arnold Frank die weitere Entwicklung der Jerusalemgemeinde zu Hamburg. Als die Jerusalem-Kirche in Hamburg-Eimsbüttel gebaut wurde, erkannten viele Juden in der Architektur des ab 7.April 1911 errichteten und Ostern 1912 eingeweihten Gotteshauses eine Synagoge und fühlten sich gleich zu Hause in dieser „jüdischen Kirche“. Vor dem zweiten Weltkrieg entstand eine lebendige und internationale juden-christliche Arbeit. Während der 2. „Internationalen judenchristlichen Konferenz1928 kamen in Hamburg Juden-Christen vieler Länder zusammen, es wurde in 25 Sprachen übersetzt. Hier lag der Schwerpunkt darauf, eine Reaktion auf den zunehmenden Antisemitismus festzumachen!

Während der Verfolgung und Entrechtung durch die NS-Behörden gelang es Dr. Arnold Frank immer wieder Mitgliedern der Jerusalemgemeinde und der jüdischen Gemeinden in Hamburg eine lebensrettende Ausreise nach Großbritanien zu organisieren. Bereits ab 1936 wurde die Gemeinde massiv drangsaliert. Im September 1938 wurden der achtzigjährige britische Staatsbürger Dr. Arnold Frank und sein Kollege Ernst Moser wegen ihres Wirkens verhaftet und im Gefängnis an der Holstenglacis mit dem Tode bedroht. Auf Intervention des britischen Konsul, veranlasst durch den Britischen Außenminister Anthony Eden, wurden beide freigelassen. In Begleitung seiner Tochter gelang es Frank über Dänemark ins sichere England zu reisen. Schweren Herzens musste er sein Lebenswerk und alle persönlichen Sachen in Hamburg zurücklassen. Auch Moser hatte Deutschland fluchtartig verlassen, um sein Leben zu retten.

Jerusalemkirche zu Hamburg (Irisch-Presbyterianisch) Bombenangriff 1942
© Privatbesitz Annemarie Kohl

Nach dem zweiten Weltkrieg half Pastor Anderson dem in Irland lebenden Dr. Arnold Frank ab 1948 beim Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Gebäudes und der Gemeinde an sich. Viele Mitglieder der Jerusalem-Gemeinde waren als Juden infolge des NS-Rassenwahns deportiert und ermordet worden, nur wenige überlebten. Die Kirche war durch Bombenangriffe der Alliierten Briten und Amerikaner im Jahr 1942 getroffen worden und brannte aus, nur die Grundmauern blieben stehen. Die Hamburger Feuerwehr war wohl angewiesen worden die Lösch- und Rettungsarbeiten an der „Judenkirche“ zu unterlassen. Ab 1951 bis 1953 konnte das Gebäude in leicht veränderter Form erneut aufgebaut werden und wurde per Vertrag 1962 von der EKD-Nordkirche übernommen.

Wir bieten eine historische Führung im Viertel an:

KonTakt: info__at__mll-hamburg

Jerusalemkrankenhaus und Jerusalemkirche